85 Kilometer

August 2019

Ich habe eine Woche Urlaub und bin fest entschlossen, ein paar Etappen zu radeln. Früh morgens steige ich in den Zug nach Senftenberg ein. Um mich herum ist es laut, aufgeregtes Stimmengewirr, Bierdosen, Snacks und kleine Klopfer werden herumgereicht. Der eine Teil steigt in Brand (Tropical Island) aus, der andere Teil in Lübbenau (Spreewald). Brandenburger Erlebnistourismus. Fast allein im Zug genieße ich die Ruhe. In Senftenberg angekommen heißt es zunächst, sich Regenklamotten überzuziehen. Und da die Toilette im Zug geschlossen war, suche ich nach fast zwei Stunden Zugfahrt mit drei Bechern Tee erstmal nach einer Toilette. Im Rathaus werde ich fündig, doch ich muss in den dritten Stock fahren. Auf der Suche nach der richtigen Tür fordert mich ein dreiköpfiges Team im offenen Sitzungssahl auf „Wenn Sie wählen wollen, sind Sie bei uns richtig!“. Zu gern würde ich, nur darf ich leider nicht und muss mir einem bedauerndem “Ich suche nur die Toilette“ die drei Personen leider enttäuschen. Erleichtert nehme ich anschließend die ersten Kilometer in Angriff, zunächst entlang am Senftenberger See, den ich schon von der Vorgänger-Etappe kenne. Nur heute ist es viel stiller. Wunderschön ist es dann entlang der schwarzen Elster. Der Regen hat aufgehört, immer mehr blauer Himmel macht sich breit und ich genieße die sattgrüne Landschaft um mich herum. Eine letzte Pause bevor ich mich dann zur Unterkunft mache. Ein Schloss ist es heute. Abends schlendere ich noch durch den Tierpark mit der Erkenntnis, dass die meisten Tiere doch in Freiheit viel besser aufgehoben sind. Gerade der Affe, der ganz allein in den Seilen hängt, stimmt einen doch sehr traurig.

Doch die Unterkunft im Schloss Grochwitz ist einmalig. Und von der inzwischen lächelnd zur Kenntnis genommenen Schnoddrichkeit der Brandenburger ist hier nichts zu spüren. In Herzberg ist man eben sehr herzlich, passt ja.